Die Grafiksammlung des PHYLLODROM e.V.


Zweck der Sammlung

Warum entschloß sich der Verein gerade für den Aufbau einer Sammlung von historischer Graphik zum Thema Regenwald? Nach wie vor gibt es dafür mehrere Gründe. Zum einen dient sie zur Ergänzung anderer Ausstellungsmaterialien, wie z.B. Tier- und Pflanzenpräparaten, völkerkundlichen Präparaten, Fotos etc. Sie bereichert unter den einzelnen Kategorien der Ausstellungsmaterialien den historischen Aspekt der Regenwalderkundung. Andererseits besitzen diese Grafiken einen gewissen wissenschaftshistorischen Wert.

Gegenstand der Sammlung

Unsere Sammlung umfaßt Tier- und Pflanzendarstellungen sowie ethnologische Abbildungen (Körper- und Gesichtsstudien, Werkzeuge, Gebrauchsgegenstände, Waffen, Hütten ... ) und Landschaftsansichten jeweils mit Bezug zum Regenwald.
Es sind z. Z. etwa 500 Separata vorwiegend aus dem zoologischen, als auch dem botanischen Bereich.

Einige Grafiken sind schon katalogisiert und können hier gezeigt werden: vorläufiger Katalog .

Die Herkunft der Sammlung

Unter sehr glücklichen Umständen war es dem Verein möglich, unsere Grafiksammlung aufzubauen. Dank gebührt daher an dieser Stelle dem Graphikantiquariat KOENITZ in Leipzig für die freundliche Unterstützung und kompetente Beratung.

Ein bedeutender Teil der Grafiken stammt aus einem Neuerwerbsposten des Vereines, den das o.g. Graphikantiquariat zu einem Paketpreis dem Verein günstig anbot. Der Erwerb konnte jedoch noch nicht voll abbezahlt werden, sodaß wir uns über eine diesbezügliche finanzielle Unterstützung - selbst in kleinem Rahmen - sehr freuen würden. Die zwar recht hohe Eigenbeteiligung der Mitglieder reicht wegen der Finanzierung vieler Aufgaben des Vereines bislang dafür nicht aus.

Die Bedeutung historischer Grafiken

Die ersten Zeugnisse der Kenntnisse über die Tier- und Pflanzenwelt tropischer Regenwälder lieferten die großen Forschungsreisenden der vergangenen Jahrhunderte - eine Zeit noch ohne Fotografie- und Videotechnik. Dementsprechend war die bildliche Darstellung des gesehenen und mitgebrachten Materials menschlicher Kunst vorbehalten.
Einige der Künstler früherer Jahrhunderte - Maler, Grafiker, Kupferstecher usw. - besaßen neben ihrem künstlerischen Talent auch viel Verständnis für die Notwendigkeit der exakten Abbildung der Natur und widmeten sich oft mit großem Eifer der Darstellung von Details.
Eine der ersten, die sich intensiv mit den Insekten und ihrer Abbildung befaßten, war SIBYLLA MERIAN (1647-1717). Sie wird oft als Begründerin der Entomologie bezeichnet. Ihr verdanken wir auch die meisten frühen Zeichnungen von Insekten der Regenwälder.

Aber auch wenn insgesamt viele grafische Darstellungen vor allem der Säugetiere mit reichlich Phantasie behaftet sind - insbesondere die Körperhaltung und der Gesichtsausdruck wurden oft vermenschlicht - können historische Grafiken durchaus einen Nutzen für die Wissenschaft haben. Es ist sehr wahrscheinlich, daß ein Teil der abgebildeten Tierarten schon ausgerottet wurde, bevor jemand sie als eigenständige Art von heute vielleicht noch lebenden nahen verwandten Arten abgrenzen konnte. Denn oft haben die Tier- und Pflanzenarten ein kleines Verbreitungsgebiet und die zuerst entdeckten Gebiete sind heute oft so stark verändert, daß die Vorlagen von damals nicht mehr existieren - bis auf ihr graphisches Abbild.

Über die grafischen Techniken

Aufgrund des sehr unterschiedlichen Alters der Grafiken (16.- 20. Jahrhundert) kamen auch verschiedene grafische Techniken zur Anwendung. So besteht unsere Sammlung aus Holzschnitten, Kupferstichen, Lithografien, Stahlstichen und Holzstichen.
Die frühen Grafiken - Holzschnitte aus dem 15. bis 16. Jahrhundert - hatten keine große "Bildauflösung" und waren damit schwerlich zur Darstellung von Details geeignet. Mit den Kupferstichen verbesserte sich dies gravierend. Auch wurden nun viele Grafiken per Hand coloriert, womit sich die Aussagekraft erhöhte. Jedoch erlaubte es die anfängliche Coloriertechnik noch nicht, die Farben naturgetreu wiederzugeben, manche Colorierungen waren auch subjektive Wiedergaben des jeweiligen Coloristen. Nach dem Kupferstich und seinen technischen Abwandlungen kam die Lithografie und später der Stahlstich. Der wesentliche Vorteil beider Techniken war die preiswertere Möglichkeit der Herstellung und führten daher zu einer wesentlich größeren Verbreitung. Dies wirkte sich positiv auf die Allgemeinbildung aus.
Mit den Holzstichen (2. Hälfte des 19. Jahrhunderts) konnten Grafiken eine ähnliche Verbreitung erfahren, wie später die Fotografien.


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