Nahrungserwerb und -zubereitung

Pflanzenbau   Jagd zum Nahrungserwerb   Tierhaltung   Zubereitung der Nahrung   Mumu  Bereitung des Feuers

Der tägliche Speiseplan umfaßt überwiegend pflanzliche Produkte. Wichtige Grundnahrungsmittel sind Yams, Batate und Kochbananen sowie Sago.
Fleisch hingegen wird meist nur zu besonderen Gelegenheiten verspeist - z.B. gibt es bei vielen Papua-Vökern Schweinefeste mit der Zubereitung eines sogenannten "Mumu".

Pflanzenbau

Wie bei vielen Naturvölkern herscht in Neuguinea traditionell der Wanderfeldbau vor. Die Rodung des Waldes und die Anlage von Gärten ist hier Sache des Mannes. Der Anbau von Früchten und die Ernte dagegen ist Sache der Frauen. Zum Fällen von Bäumen aber auch zum Bearbeiten des Bodens werden verschiedene Formen von Steinbeilen, Steinhacken und Grabstöcken verwendet.
Die geernteten Früchte werden mittels typischer Tragenetze (Bilum) in die Dorfgemeinschaft transportiert. Vorratswirtschaft ist nicht so stark ausgeprägt, da meist die frischen Produkte verzehrt werden.

Jagd zum Nahrungserwerb

Neben dem Pflanzenbau spielt die Jagd eine wichtige Rolle für die Nahrungsgewinnung. Da auf Neuguinea keine Großsäugetiere leben, werden fast alle Wirbelltiere gejagt, die genießbar sind. Bevorzugt werden Kuskus, Oppossum (beides Beuteltiere), Kronentauben, Kasuar und Krokodil.
Viele dieser Tiere fanden Eingang in die Mysik der Papuas, was dann auch die Beziehung der Menschen zum Tier regelt.

Bei der Jagd verwenden meisten Völker Neuguineas noch immer Pfeil und Bogen. Fast für jede Tierart gibt es spezielle Pfeilarten.

Spitze eines Jagdpfeiles
Foto: M. Hoffmann

Vom erlegten Tier wird ziemlich genutzt: Fell, Federn, Knochen, Krallen etc. finden sich z.B. im Schmuck wieder.

Tierhaltung

Die beste Möglichkeit, in den Tropen insbesondere tierische Nahrung frisch zu halten, ist es, diese "Nahrungsmittel" lebend zu halten und erst kurz vor dem Verzehr zu schlachten. So werden diese Tiere nicht immer gleich getötet, sondern oft eine Zeit lang in speziellen Gehegen und Käfigen gehalten. Für Krokodile und Kasuare benutzt man schwere Holzverschläge, kleinere Vögel und Säugetiere dagegen kommen meist in tragbare kleinere Käfige, die aus Ästen geflochten sind.
Neben den Wildtieren Neuguineas werden auch die von den Europäern eingeführten Hühner, Hunde und Schweine als Haustier gehalten. Diese Tiere laufen allerdings meist frei in der Dorfanlage herum, da die Dörfer in der Regel eingezäunt sind.

Auf Sago gegarte Baumpython
Keykey, Irian Jaya, 1996
Foto: M. Leitzinger

Zubereitung der Nahrung

Alle Speisen werden vor dem Verzehr gekocht oder gegart. Zumeist geschieht dies über bzw. in offenen Feuerstellen, wobei die Nahrung entweder direkt in die heiße Glut gegeben wird (z.B. Batate) oder es findet Holz- und Tongeschirr Verwendung. Das traditionelle Geschirr wird aber immer stärker von Blechtöpfen und -geschirr verdrängt, die von der "Zivilisation" in die Steinzeitkulturen hineingetragen wurden. So findet man in immer mehr Buschhäusern Neuguineas moderne Feuerstellen.

Insbesondere bei Festen der Papuas ist es üblich, das Essen in Erdlöchern, in Erdmulden oder großen Trögen mit heißen Steinen zu erwärmen - ein sogenanntes Mumu. Dabei wird das Fleisch gemeinsam mit Kochbananen und diversem Gemüse gegart.
Den Ablauf eines solchen Mumus, wie es die Autoren selbst erlebt haben, soll hier beschrieben werden:

Die Vorbereitung eines Mumus ist ziemlich umfangreich und dauert daher ein bis zwei Stunden. Dabei werden von vorangegangenen Mumus sowohl die Steine als auch das Erdloch bzw. Mulde oder Trog und ein Großteil des Polstermaterials wieder verwendet und muss nicht neu besorgt werden.

Zuerst wird die benötigte Mengen an Steinen mit Holz zu einem Haufen geschichtet, der anschließend entzündet wird. Das Feuer wurde zuvor mit einer sogenannten Feuersäge entzündet.
Inzwischen wird ein Schwein (oder Kasuar, ...) geschlachtet, was gleichsam nach strengen Regeln erfolgt.

Schweine werden für ein Fest zur Schlachtung vorbereitet.
(Man beachte das Gestell, an dem das Schwein festgebunden ist)
Papua Neuguinea, um 1960
Foto: Archiv des Ev.- Lutherischen Missionswerkes Leipzig

Bevor das Schwein weiter ausgenommen wird, werden ihm mittels eines Bambusmessers die Ohren und der Schwanz abgeschnitten, die die Papuas anderweitig verwenden und die im Feuer auch nur verbrennen würden. Bei Kasuaren rupft man entsprechend die Federn.

Das Tier wird gleich darauf auf das Feuer gelegt, damit dort die Borsten abgesengt werden. Danach zerlegt man es auf dem mit Bananenblättern ausgelegten Boden.
Während dieser Zeit holen die Frauen das Polstermaterial für das Mumu - sehr langes und robustes Gras sowie Bananenblätter - und auch die weiteren Zutaten: Kochbananen, Batate, Jams und neuerdings auch Zwiebeln, Möhren u.a. Gemüse.
Das Gras wird so über die etwa 80-90 cm tiefe Erdgrube gelegt, das es vom Zentrum des Lochs weit hinaus reicht, da dieses Gras das Mumu wie ein Paket zusammenhalten soll.

Nach etwa einer Stunde ist der Holzhaufen mit den Steinen niedergebrannt und die Steine sind heiß genug. Mittels gabelartig gespaltener Stöcke werden die Steine für die erste Schicht in die Grube getragen und darauf kommt dann Polstermaterial und anschließend die Bananen, Kartoffeln etc. Die Frauen geben hin und wieder etwas Wasser hinzu.
Auf eine weitere Polsterschicht werden dann wieder Steine gelegt und die nächste Schicht an Zutaten - so dass zwei, drei oder vier Schichten entstehen. Ganz obendrauf kommt das zerlegte Schwein, dass noch mit kleinen heißen Steinen ausgelegt wird.
Zum Schluß werden die langen Grasfasern nach oben gerafft und mittels eines dicken Rattanstranges wird das Mumu zusammengeschnürt.
Die Steine sind so heiß, dass sie das in Fleisch und Gemüse enthaltene bzw. noch dazugegebene Wasser zum Kochen bringen. Nach etwa 60 min Garzeit ist das Essen fertig.

Bei den verschiedenen Völkern auf Neuguinea finden sich die unterschiedlichesten Variante des Mumus. Z.B. werden bei einigen die direkt in Bananenbläter eingewickelten Essensportionen auf die Steine gelegt. Die Form des Mumus - ob tiefes Erdloch oder flache Mulde oder hoher schlanker Holztrog - ist ebenfalls spezifisch.

Bereitung von Feuer

Zum Entfachen eines Feuers verwenden viele Völker Neuguineas eine einfache, aber wirksame Methode - die sogenannte "Feuersäge". Dabei werden getrocknete Pflanzensehnen (z.B. Rattan)zwischen einem Holzstück eingespannt und mit Muskelkraft so lange gerieben, bis die Temperatur des glimmenden Abriebes so hoch ist, dass trockenes Moos, Flechten oder ähnliches Feuer fangen kann. Durch Pusten wird dieser Vorgang begünstigt.
Ein geübter Einheimischer benötigt für das Entfachen eines Feuers durchschnittlich 50 - 60 Sekunden.

Dani mit traditioneller Feuersäge
Dorf Daelah, Irian Jaya, 1997
Foto: M. Leitzinger

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