Kleidung und Schmuck der Papuas

Bekleidung   Kopfbedeckungen   Schmuck

Bekleidung

Im Einklang mit den klimatischen Bedingungen und gesellschaftlichen Entwicklungen hat sich unter den Völkern Neuguineas im Laufe von Jahrhunderten eine reiche und sehr differenzierte "Bekleidungskultur" herausgebildet.
Traditionell ist "Bekleidung" im Sinne von Schutz vor Witterung bei den meisten Papuastämmen unbekannt, denn die meisten Papuas laufen nackt herum - selbst in den Bergen, wo große Kälte durchaus zur Fertigung von Kleidung aus Pflanzenfasern oder Tierfellen hätte anregen können.
Verbreitet ist aber eine Kleidung im Sinne von Genitalschutz. Manche tragen geflochtene Gürtel, andere Netze aus Pflanzenfasern, Genitalkörbe oder Penisköcher. Fast jede Ethnie besitzt heute ihre eigene, ganz spezifische Bekleidung und man erkennt an ihr recht gut, woher die Bevölkerungsgruppe stammt.
Aber in den Küstenbereichen der Insel und in den stärker zivilisierten Regionen verliert die traditionelle Bekleidung durch den intensiveren Kontakt mit anderen Bevölkerungsteilen der Welt und nicht zuletzt durch die Missionsarbeit immer mehr an Bedeutung.
Die meisten Völker unterscheiden auch zwischen der Alltagsbekleidung und solcher zu Festen und besonderen Anlässen (wo dann noch der Schmuck hinzukommmt).

In der Regel verwenden die Völker Neuguineas für ihre Kleidung natürliche Materialien wie Rinde, Gräser oder Tierfelle. In aufwendigen Prozeduren werden diese geklopft und gefärbt.
Bei vielen Völkern der warmen Regionen der Insel ist die Kleidung recht spärlich. Die Dani, Lani und Yali im zentralen Hochland von Irian Jaya sind die Männer lediglich mit einem Penisköcher (Koteka) bekleidet. Anderswo begnügt man(n) sich mit einer Eichelkappe. Hier wird die Schutzfunktion der Kleidung sehr deutlich, weil auf diese minimalen Elemente nicht verzichtet wird.

Gruppe von Lani-Männern mit Peniskoteka
Baliem-Tal, Irian Jaya, 1999
Foto: M. Hoffmann.

 

Lani-Mann mit Koteka
Baliem-Tal, Irian Jaya, 1999
Foto: M. Hoffmann.



Frauen tragen in der Regel Schurze aus Blättern, Gras oder Bast, die vorn und hinten mit einer Schnur befestigt sind.



Röcke bei Frauen im Baliem-Valley:
Links: Reifenrock (Festtagskleidung, teils gefärbter Bast) einer Dani-Frau
Mitte: Yali-Frau mit Alltagsrock
Rechts: Einfacher Grasrock für Mädchen und Frauen bei den Dani
Turowa bei Yiwika, Irian Jaya, 2000
Foto: N. Berg



Grasrock von Frauen der Yali, Vorder- und Hinterteil
Wamena, Irian Jaya, 1999
Foto: Dr. A. Gabert

Durch Einfluß der Zivilisation tragen "moderne" Männer T-Shirt und kurze Sporthosen. Bei den Frauen verdrängen Textil-Röcke die Bast- oder Grasröcke. Der Oberkörper bleibt im Alltag im Dorf aber oft noch unbedeckt.



Frauen mit "moderner" Kleidung in ihrem Dorf
Yiwika, Baliem-Tal, Irian Jaya, 1999
Foto: M. Hoffmann


Kopfbedeckungen

Für die Kopfbedeckungen der indigenen Völker Neuguineas existiert keine einheitliches Bild. Jeder Kulturkreis besitzt seine eigenen Entwicklungen.
Im Alltag wird - wenn überhaupt - meist eine recht schlichte Kopfbedeckung angelegt, die überwiegend als Schmuck dient.

Jedoch werden nicht nur für praktische Zwecke sondern auch für Kult-, Geisterbeschwörungs- und ähnliche Handlungen Kopfbedeckungen eingesetzt. Hier finden sich bei den einzelnen Ethnien sehr spezifische Formen.



Vogelkopfartige Stülpmaske für Fruchtbarkeitstänze.
Mit den Tänzen wird die Balz der Vögel nachgeahmt.
Bevölkerungsgruppe: Maprik
Sepik, Papua Neuguinea, ca. 1964
Foto: M. Hoffman


Schmuck

Schmuck gehört zu den wichtigsten Elementen der Kultur der Völkern Neuguineas. Die Bedeutung des Schmuckes reicht bei den meisten Völkern über das bloße Schmücken des Körpers, des Hauses, des Bootes etc. hinaus. Oft haben Schmuckstücke eine tiefe religiöse Bedeutung. Geschmückt werden auch fast alle Gebrauchsgegenstände.
Die Papuas verwenden nahezu alles, dessen sie habhaft werden können: Steine, Holzstücke, Pflanzensamen, Tierfelle (Opossum, Hund), Zähne (Schwein, Hund), Vogelfedern (besonders von Kasuar, Paradiesvögeln und Kakadus), Knochen, Muscheln - aber auch Plastikkanister oder in Streifen geschnittene Blechbüchsen. Im letzteren Fall ist wohl nicht die Schönheit, sondern die Seltenheit oder die Neuheit das entscheidende Kriterium.
Körperbemalung ist besonders bei den Papuas in östlichen Teilen der Insel beliebt, wird aber vorwiegend nur bei besonderen Anlässen angewendet.
Vereinzelt werden auch Tätowierungen durchgeführt, z.B. bei den Roro.



Halskette mit rot gefärbten Grassamen
Bevölkerungsgruppe: Yate-Komano
Östliches Hochland, Papua-Neuguinea, 1966
Foto: M. Hoffmann

 

Kinamuschel als Halsschmuck
Bevölkerungsgruppe: Chimbu
Mount Hagen, Papua-Neuguinea, 1996
Foto: M. Hoffmann



Nasenschmuck aus Kasuarknochen
Bevölkerungsgruppe: Bauzi-Gruppe
Neau, Jaro-Fluß, Irian Jaya, 1998
Foto: M. Leitzinger.

 

Stirnschmuck aus Eberzähnen
Bevölkerungsgruppe: Biritai-Gruppe
Jaro-Oberlauf, Irian Jaya, 1998
Foto: M. Leitzinger.

Wie linkes Bild zeigt, kommen zum Schmuck noch gewisse Verstümmelungen hinzu, die der Befestigung des Schmuckes dienen. Das Durchbohren der Nasenscheidewand ist bei den meisten Stämmen üblich, das der Ohrläppchen nicht ganz so weit verbreitet.


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