Die Kerei - Mittler zwischen den Welten

Die Medizinmäner (kerei) sind Ärzte für Leib und Seele. Sie heilen kranke Menschen und haben wichtige Aufgaben während verschiedener Rituale inne. Die besondere Fähigkeit der Medizinmänner besteht darin, daß sie die Seelen, die Ahnen und Geister sehen können, die für die anderen Mentawaier unsichtbar bleiben. Jeder männliche Mentawaier kann kerei werden, wenn er sich dazu berufen fühlt. Die seherischen Fähigkeiten werden meist erst während der kerei-Weihe ausgebildet, die mehrere Monate dauert. Diese Weihe garantiert dem kerei die Gunst und Hilfe der Ahnen, auf die er bei verschiedenen Ritualen angewiesen ist. Während der Medizinmann-Weihe werden besonders viele Opferschweine geschlachtet.

Zwei Kerei nehmen im Rahmen einer Heilungszeremonie Kontakt zu den Geistern des Waldes auf, um sie um Unterstützung zu bitten. Sie schlagen Schellen und singen Beschwörungen.

Ein zentrales Element des traditionellen Glaubens der Mentawaier stellt die Sorge um die eigene Seele dar. Jedes menschliche Handeln greift in das bestehende Gleichgewicht des Kosmos ein. Dieses Gleichgewicht kann gestört werden, wenn die Ahnen und Geister vernachlässigt oder Tabuvorschriften nicht eingehalten werden. In einem solchen Fall werden gefährliche Gegenkräfte erzeugt, die den Menschen erkranken lassen und seine Seele bedrohen. Dann werden die kerei gerufen. Sie versuchen mit Heilungszeremonien die beleidigten Mächte zu versöhnen. Für diese Zeremonien werden Pflanzen und andere Objekte als Mittler benutzt.
Jeder Mensch sollte darüber hinaus bestrebt sein, seine umherziehende Seele immer wieder zu locken und zu bestärken, bei seinem Besitzer zu bleiben. Eine Seele, der es im Diesseits nicht mehr gefällt, sucht Zuflucht bei den Ahnen. Hat die Seele sich einmal bei den Ahnen geschmückt und gegessen, muß der Mensch sterben. Auch das Schmücken des eigenen Körpers und das Tätowieren können dazu beitragen, daß die Seele eines Menschen sich wohlfühlt.

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