Das Leben im Regenwald

Auf Siberut zu leben, bedeutet mehr, als im Wald zu leben. Es bedeutet vor allem, mit dem Wald und von dem Wald zu leben. Die traditionelle Lebensweise der Mentawaier ist ganz darauf abgestimmt, den Wald zu nutzen ohne ihn auszubeuten. Diese Einstellung spiegelt sich nicht nur in der angepassten Technologie wieder. Im Alltag müssen die Mentawaier eine Reihe von Verhaltensvorschriften beachten, die darauf abzielen, rücksichtsvoll mit den Dingen umzugehen, die die Natur bereithält. Diese Denkweise ist eng mit dem Seelenglauben verknüpft. Nach Ansicht der Mentawaier besitzen alle Dinge, die lebenden wie die nichtlebenden, eine Seele. Die Dinge sind also nicht einfach Objekte, die nach belieben gebraucht werden können. Vielmehr sind sie Subjekte: Sie erwarten Rücksichtnahme und wollen mit ihrem Gebrauch einverstanden sein. Die Mentawaier müssen im Alltag deshalb oft Tabus beachten. Doch der Regenwald ernährt seine Bewohner. Frauen sammeln Früchte und Fischen, Männer gehen auf die Jagd. Darüber hinaus stellen die Mentawaier fast alle Gebrauchsgegenstände aus natürlichen Rohstoffen her.

Die Mentawaier legen in der Nähe der Feldhäuser kleine Rodungsfelder an. Im Unterschied zum Brandrodungsfeldbau lassen die Mentawaier die gefällten Sträucher und Bäume aus religiösen Gründen liegen. Zwischen den Stämmen werden ohne besondere Ordnung Bananenschößlinge, Bataten, Taro, Ananas, Gurken, Tabak, Papaya, Pflanzen für die Pfeilgiftzubereitung, Bambus für Kochgefäße und andere Pflanzen gesetzt. Später werden in den Schatten der Bananenstauden Kerne von Obstbäumen eingegraben. Das können Durian, Nangka, Rambutan, Jambu und Zitrusfrüchte sein.

Die extensive Landwirtschaft der Bevölkerung Siberuts ist auf einige Regionen entlang der Flüsse beschränkt. Ökologisch bedenkliche Brandrodungen finden in der Regel nicht statt.

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